EinBLICK Change Congress

»Wir nehmen dem Neuen den Schrecken«

Interview mit Michael Bandt

Michael Bandt Scharlatan Theater
Foto: oliver-nimz.com

Wie bringt man den Menschen Ideen näher? Indem man ihnen ein Bild in den Kopf setzt. Was wäre dafür besser geeignet als Theater!  Das Scharlatan Theater für Veränderung unterstützt seit Jahren Organisationen dabei, Veränderungen mit Humor nachhaltig zu kommunizieren. Auf dem Change Congress 2019 stellen Michael Bandt & Tom Friedländer am 12.11.2019, um 19.00 Uhr in einem szenischen, interaktiven Vortrag das Thema Hierarchiedesign und die Tücken der informellen Hierarchie dar. Michael Bandt ist künstlicher Leiter des Theaters und wir haben ihn vorab gefragt, wie das Konzept funktioniert.


Wie kann Business-Theater helfen, Change-Prozesse umzusetzen und eine Idee näher zu bringen?
Wir helfen Change-Prozesse umzusetzen, indem wir die angestrebte Veränderung visualisieren und erlebbar machen. Wir ermöglichen mit unseren Inszenierungen dem Zuschauer einen Blick in die angedachte Zukunft, häufig aus der Perspektive eines Bedenkenträgers. Dieser wird mit all seinen Vorbehalten und Ängsten ernstgenommen und liebenswert gezeichnet, um ihn dann Schritt für Schritt an das neue Phänomen heranzuführen. Der Bedenkenträger nimmt gewissermaßen mit seiner persönlichen (Stück-)Entwicklung die Veränderung stellvertretend für das Publikum vorweg. Wir nehmen dem Neuen damit den Schrecken.


Als Schauspieler werden Sie oft auch frei improvisieren. Auch im Change Management lässt sich nicht jede Etappe vollständig durchplanen. Wie kann man seine eigenen Improvisationskünste fördern bzw. trainieren?
In einem meiner Workshops der Scharlatan Academy habe ich einen Baustein, der nennt sich: „Die Bejahung der Differenz“. Zwei Workshop-Teilnehmer sind aufgefordert, gemeinsam eine Szene zu spielen —  aber so, als kämen sie aus zwei unterschiedlichen Welten. Ein Teilnehmer spielt die Szene z.B. als sei er im Wilden Westen und der andere als sei er in der Zukunft auf einem Raumschiff. Ziel ist es die eigene Perspektive durchzuhalten und die Situation trotzdem gemeinsam zu gestalten . Bei dieser Übung wird jedem klar, dass Improvisation die Kunst ist, auf der einen Seite seiner Welt, seiner Rolle, seinem Ziel treu zu bleiben und auf der andern aber gemeinsam an den Schnittstellen der zwei Welten, Rollen und Zielen zu arbeiten.


Es ist ja nicht immer leicht, in seinem Team Veränderungen zu kommunizieren. Haben Sie einen Tipp, wie man mit „Lampenfieber“ und der Angst vor negativen Reaktionen umgehen kann?
Also was mir immer hilft, ist es, mir zu überlegen, was mein größter Kritiker mir bei meiner angedachten Neuerung vorwerfen könnte und genau diesen Vorwurf selbst zu benennen und offen anzusprechen. Als nächsten Schritt bezeichne ich meine Neuerung als Option 1, den größten Vorwurf der Neuerung gegenüber als Option 2 und frage dann, wie sieht Option 3, 4 und 5 aus. Aus der Vielzahlt der Optionen kann ich dann aus dem Vollen schöpfen und brauche nicht den Mangel verwalten. Für die Präsentation meiner Optionen pflege ich den Grundsatz: Die bestmögliche Vorbereitung mit größtmöglicher Offenheit. Das Eine ohne das Andere wäre ein zahnloser Tiger.


Welchen Stellenwert räumen Sie dem Thema Selbstorganisation in Zukunft ein?
Selbstorganisation im Sinne der Fähigkeit sein eigenes Arbeitsleben zu organisieren wird immer wichtiger. Heutzutage verstehen sich die Individuen auf dem freien Markt als eigene Marken. Der Anteil der Freelancer in Kreativprozessen steigt seit Jahren stetig und auch innerhalb der großen global Organisationen sehen sich die Mitarbeiter der nächsten Generation eher als „Internal Entrepreneurs“. Mit dieser wachsenden Selbstständigkeit steigt auch die Anforderung an die Selbstorganisation. Der Life-Optimization Megatrend mit Schwerpunkt auf „Life-Hacking“ und Performance-Improvement unterstreicht diese Entwicklung und dementsprechend boomt auch der Markt für Apps, Geräte und Strategien, die für diese Art von Ambition hilfreich ist.


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Dieses Interview wurde hier veröffentlich:
https://change-congress.de/theater-fuer-veraenderung/


»Change Congress 19«
12.-13.11.2019
STATION Berlin | Luckenwalder Str. 4–6 | 10963 Berlin

»Hierarchiedesign — Ein szenischer, interaktiver Vortrag mit Musik« – 12.11.2019, um 19.00 Uhr